Karelien

Im Anschluss an meine Skandinavienreise wird es über Finnland nach Russisch-Karelien gehen. Ursprünglich wollte ich über diese Reise zusammen mit meiner Skandinavientour 2011 berichten. Da es aber bereits im Vorwege - vorallem aus dem kreise der Offroadfahrer - Interesse an diesem Teil meiner Tour gab, habe ich mich entschlossen über meine Abenteuer in Karelien separat zu berichten. Also seit gespannt.

Anreise

Für die Einreise nach Russland habe ich mir den grenzübergang Kuusamo - Nordkarelien Kalevala Lämsänkylä - Tuhkalk ausgesucht. Dieser Übergang ist von Montag bis Sonntag von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr finnischer Zeit (dts. Zeit -1 Std.) geöffnet. Ausschlaggebend für diesen Übergang war meine Anreise aus dem Norden und die Wahl Kalevalas (Калевала) als erstes Etappenziel.

Wie aus dem Bilderbuch

Endlich beginnt das Abenteuer Karelien. Die Grenzabfertigung verläuft äußerst angenehm, auch wenn ich mit 1 Std. Abfertigung für mich einen neuen Rekord aufgestellt habe. Auf finnischer Seite erfolgte eine einfache Kontrolle der Papiere und des Wagens. Hier zeigten sich die Zöllner bereits äußerst neugierig was das denn für ein Gefährt sei. Und als ich dann auf Finnisch noch sagte dass ich nur wenig Finnisch spreche, wurden mir die restlichen Sympathiepunkte auch noch zuerkannt.

Auf russischer Seite wurde mir sogar beim Ausfüllen der Formulare geholfen. Beim russischen Zoll fingen dann die Probleme mit dem Wagen an. Es ist ein Honker, aber das steht so nicht in den Papieren. Aber auch hier waren die Zöllner äußerst hilfsbereit und irgendwann bekam ich dann alle nötigen Stempel auf den Formularen. Draußen wurde der Wagen von einer Zöllnerin kontrolliert und 2 Zöllner fragten mich auf einen Mix aus Englisch und Russisch über den Wagen aus. Alles in allem meine bisher freundlichste Abfertigung!

Direkt hinter dem Schlagbaum verwandelt sich die bis dahin einwandfreie Asphaltstraße in eine mit Schlaglöchern übersäte Waschbrettpiste. Zum Glück mache ich die Reise mit einem Geländewagen und nicht mit meinem Volvo. Der Volvo hätte sicherlich allein schon mit den Steinen auf der „Straße“ Probleme. Mein Ziel Kalevala heute zu erreichen lassen ich fallen. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit um die 40 km/h würde ich den gesamten Nachmittag hinter dem Steuer verbringen. Dazu ist das Wetter einfach mal wieder viel zu schön.

Knapp 18 km hinter der Grenze verlasse ich die A136 in nördliche Richtung. Laut meinem Navi, welches hier erstaunlich gut funktioniert, führt eine Seitenstraße um ein paar Seen herum. Leider ist bereits die erste Brücke auf der Strecke eingestürzt. Da ist leider auch für meinen Honker Ende. Auf meinem Rückweg mache ich an einem idyllischen See Mittagpause. Leider liegen in der Umgebung wieder Unmengen von Müll verstreut. Schade eigentlich in solch einer tollen Landschaft.

Frisch gestärkt geht es wieder auf der A 136 ostwärts. Bis auf 2 finnische PKWs und ein paar finnischen Holzlastern begegnet mir keine Menschenseele. Nach nicht ganz insgesamt 40 km auf der A136 beschließe ich spontan dem Wegweiser nach Pistojärvi zu folgen. Die Piste ist total sandig aber durchaus passierbar. Nach knapp 25 km erreiche ich Pistojärvi und schaue mir bei einem Spaziergang den „Ort“ an. Er besteht lediglich aus ein paar Holzhäusern von denen sicherlich auch einige als Ferienhäusern dienen. Also ein ziemlich ruhiger Ort. 

Hier für die Interessierten die GPS Koordinaten des Ortes: N 65°32.181‘ E 30°30.613‘

Mein Nachtlager schlage ich kurz vor dem Ortseingang am Sandstrand des gleichnamigen Sees auf. Es ist wieder ein sonniger und angenehm warmer Nachmittag so lässt es sich in Karelien durchaus aushalten. Natürlich kann ich der Versuchung nicht wiederstehen und springe ins Wasser. Es ist glasklar und angenehm erfrischend. Der perfekte Ort und das Abenteuer Russland zu beginnen! Am Abend werde ich noch von einem Russen befragt. Er will sogar meine Papiere und mein Visa sehen. Sein Wagen war mir bereits im Ort aufgefallen. Ich antworte ihm auf seine Fragen und erkläre, dass ich heute erst aus Kuusamo eingereist sei, gerne eine Nacht hier verbringen möchte und morgen weiter nach Kalevala fahren will. Er sagt es sei ok und verabschiedet sich. Meine Frage ob er von der Miliz sein, hatte er zwar verneint aber irgendwie hatte er ein sehr offizielles Auftreten… 

866 bei Kuusamo
Straße A 136
an der A 136
Müll
an der A 136
nach Pistojärvi
nach Pistojärvi
Pistojärvi Strand
Pistojärvi

Tag am Meer & Kalevala

Am 2. Tag in Russland geht es als erstes 28 km zurück zur A 136. Mein nächstes Ziel ist Pjaozerski (Пяозерский). Hier schaue ich mir die Marktstände an und besuche das Visitor Center des Paanajärven Nationalpark. Das Zentrum wurde 2002 in Zusammenarbeit mit Finnland gebaut. Hier erfährt man einiges über den Oulanka Nationalpark auf finnischer, und dem Paanajärven NP auf russischer Seite. Die Fahrt in den 60 km entfernten NP erspare ich mir. Ich müsste hierzu gen Norden, also in die entgegengesetzte Richtung.
Anschließend folge ich der A 136 weiter bis kurz vor Sofporog (Ϲофпорог). Direkt hinter der Flussbrücke biege ich von der Waschbrettpiste östlich in Richtung Ozero Topozero ab. Die Straße hat zwar große Pfützen und etliches an Schlamm zu bieten, fährt sich aber wesentlich besser als die Hauptstraße. Nach ein paar km biege ich in einen zugewachsenen Weg ein und stehe direkt am Sandstrand des großen Sees. Es ist ziemlich windig und die Wellen lassen durchaus an die heimische Ostsee erinnern. Es ist zwar erst kurz nach Mittag aber ich beschließe erst morgen weiter zu fahren und genieße das „Meeresrauschen“ und den aufklarenden Himmel. Am Abend geht es dann noch kurz in die Fluten, das Wasser ist einfach viel zu kalt zum ausgiebigen Baden.

Nach meinem Tag am Meer will ich nun endlich Kalevala erreichen. Man Wagen braucht Benzin und der erste Trinkwasserkanister ist auch fast leer. Also wieder auf der A 136 ein Stück zurück des Weges. Kurz vor Pjaozerski biege ich auf die A 137 gen Süden ab. Die Piste ist zumindest etwas besser als die A 136 von der Grenze bis Pjaozerski. So schaffe ich die knapp 90 km in etwas über 2 Std.

Auf halber Strecke nach Kalevala traue ich meinen Augen nicht. Aus der Staubwolke vor mir taucht ein Wohnmobil mit finnischem Kennzeichen auf. Alle Achtung mit diesem Schiff hier durch die Pampa. „Da muss ein total verrückter Finne am Steuer sitzen.“ denke ich mir noch. Doch alles sollte sich am späten Nachmittag in Kalevala aufklären. Beim Tanken traf ich das Wohnmobil und seinen Besitzer wieder. Zu Beginn unseres Gespräches entschuldigte ich mich erst mal das mein finnisch und mein englisch sehr schlecht seien. „Wie wäre es dann mit Deutsch?“ fragte mich der Finne. Er hatte in der Schule 3 Jahre Deutsch gelernt und seit dem ständig versucht es zu verbessern. Er war mit seinem neuen Wohnmobil unterwegs. Es handelt sich dabei um ein Wohnmobil der Firma Wochner, einer kleinen Manufaktur am Bodensee, mit 4 x 4 Antrieb. Erst im Juli hatte er das Teil am Bodensee abgeholt und ist mit dem Wagen über Osteuropa und das Baltikum nach Rovaniemi, seinem Wohnort, gefahren. Nun ist er mit seinem Bruder auf Verwandtschaftsbesuch in Karelien. Wir plaudern etliche Zeit und so erfahre ich, dass er bisher mit einem selbstausgebauten Volvo Lappländer unterwegs war. Nun sollte etwas mit eigener Toilette her. Naja eine Toilette hat sein neues Wohnmobil auf jeden Fall an Bord. Wir fotografieren noch gegenseitig unsere Fahrzeuge und verabschieden uns.

Am Abend quartiere ich mich im Hotel Sampo ein. Für 25 € bekomme ich ein nettes, sauberes Zimmer mit WC und Dusche inkl. Frühstück. Für weitere 6 € bekomme ich auch noch Abendbrot. Soljanka als Vorsuppe, Kartoffeln und Huhn als Hauptgericht und Tee. Und die Registrierung wird natürlich auch gleich über Nacht erledigt. Wobei der Finne heute sagte, solange man nicht nur in St Petersburg bleibt, braucht man sich nicht registrieren zu lassen. Er hat sich noch nie registrieren lassen. Tja das Thema Registrierung ist ein Buch mit 7 Siegeln. Jeder hat andere Erfahrungen gemacht und wie es wirklich funktioniert weiß keiner. Bei meinen bisherigen Ein- und Ausreisen über Finnland hat die Registrierung auch keinen interessiert. Wenn ich dieses Mal auch wieder über Finnland ausgereist wäre, hätte ich mich auch nicht registrieren lassen. Da es nun aber über das Baltikum zurückgehen soll, schiebe ich lieber eine Hotelnacht mit ein. Auch habe ich bereits 2009 gehört, dass man sich auf jedem Postamt registrieren lassen kann, bloß meine Versuche dies in Russland zu machen schlugen fehl. Auf den Postämtern wusste man von der neuen Aufgabe gar nichts.

Von dem Finnen habe ich auch erfahren müssen, dass es in Kalevala nicht so einfach ist Trinkwasser aufzufüllen. Die Haushalte werden 3mal die Woche von einem Tankwagen versorgt. Im Supermarkt kaufe ich dann etliche 2 l Flaschen Mineralwasser. So komme ich nun auf fast 50 l Trinkwasser. Das sollte notfalls für bis zu 2 Wochen reichen. 

Auch in Kalevala hat die Technik Einzug gehalten. Mittlerweile kann man an der Tankstelle und im Supermarkt sogar mit Kreditkarte bezahlen. Nicht schlecht wenn ich bedenke wie es noch vor 3 Jahren war. Nur die benötigte Benzin- bzw. Dieselmenge muss man an der Tankstelle immer noch im Vorwege abschätzen und bezahlen.

modernes Russland
"Fehlerbild"
Ozero Topozero
Bahnübergang
Tungozero
bei Tungozero
Wohnmobil
Wohnmobil
 

russisches Frühstück, Offroad und andere Abenteuer

Das Frühstück im Hotel war richtig lecker. Es gab so etwas Ähnliches wie Omelette, ein Käsebrot und ein Joghurt. So gestärkt ging es als erstes knapp 40 km auf der A 135 gen Osten nach Haikola. Von der Hauptstraße geht es am Wegweiser ca. 2 km auf einem Sandweg durch den Wald. Leider war der Ort bei meinem Besuch wie ausgestorben. Auf meinem Rundgang durch das Dorf sah ich keine Menschenseele. Lediglich ein Auto war vor einem Haus geparkt. Nach ein paar Schnappschüssen ging es mit dem Wagen zurück auf die A 135 und weiter gen Osten. Vor 3 Jahren war das erste Stück der A 135 (von Kalevala nach Kem) noch eine sandige Schlaglochpiste. Nun ist die Straße komplett asphaltiert und zum größten Teil reicht sie sogar an europäisches Niveau heran. Seit langem pendelt meine Tachonadel mal wieder zwischen 70 und 80 km/h. Kurz vor Somba verlasse ich die Hauptstraße in südlicher Richtung und fahre 18 km bis zum Fluss Kem. Mein nächstes Ziel ist Panozero. Als ich am Ufer ankomme, traue ich meinen Augen nicht. Da ist eine Autofähre. Naja zumindest ein Schwimmkörper auf dem Autos transportiert werden können. Allerdings fährt die Fähre am Wochenende nicht. Da ich auch keinen Fischer sehe, der nur mich rüberbringen kann, mache ich erst mal Mittagspause. Nach dem der heutige Tag relativ kühl (7°C) und mit leichtem Nebel begann, riss nun der Himmel auf und die Sonne sollte bis zum Sonnenuntergang strahlen. Nach über 1 Std. tut sich am anderen Flussufer etwas. Es erscheint der Fährmann. Auf Russisch schreien wir uns über den Fluss an. Ich soll mit meinem Wagen drauf fahren und er steuert die Fähre vom Ufer. Es ist nicht ganz einfach ohne Einweiser auf der Balkenkonstruktion mit dem Honker zu rangieren. Aber alles geht gut. Am anderen Ufer bekommt er dann 120 RUB für die Überfahrt. Ich frage ihn auch gleich ob es eine Straße nach Borovoj gibt. „Ja, gibt es aber nicht gut.“ Sagt er. Ich zeige auf meinen Wagen und frage ob ich es damit schaffen könnte. Damit sei es kein Problem meint er. Na also wie schon etliche Male zuvor, man kann im Vorwege viele Leute fragen wie die Wege sind und ob es überhaupt welche gibt. Aber letztendlich entscheidet sich immer alles erst vor Ort wenn man mit den Einheimischen spricht.

Wie sagte der Finne gestern gleich noch mal? Auf der anderen Flußseite ist das neue Panozero. Für die Finnen und Deutschen sieht es zwar alt aus, aber es gibt noch ein altes Panozero. Recht hat er. Und so fahre ich vom neuen in das alte Panozero und schaue mich bei einem Spaziergang um.


Nach so viel Kultur soll nun endlich das Offroad-Abenteuer beginnen. Die größte Herausforderung wird die Orientierung sein. Ich habe eine Karte im Maßstab 1:800 000 und ein Navi auf dem hier nur noch die Seen gezeigt werden. Also schaue ich immer auf dem Navi welchen Umriss der jeweilige See hat an dem ich mich gerade befinde und suche das passende Gewässer auf der Karte. Das klappt erstaunlich gut. Die Strecke von Panozero nach Borovoj ist auch wesentlich besser als ich befürchtet habe. Es gibt die übliche Schlaglöcher, etliche Brücken – von denen 2 meinen Honker zwar getragen haben aber ob da ein weiterer Wagen drüber kommt? – und ein paar größere Schlamm- und Wasserlöcher. Insgesamt wimmelt es auf der Strecke von Seitenwegen. Auch treffe ich insgesamt 5 Wagen im Wald zu denen jeweils Pilz- und Beerensammler gehören. Einmal biege ich falsch ab. Treffe aber bald darauf einen freundlichen Russen mit Sohn und Enkel der mich wieder auf den richtigen Weg bringt. Vorher schwärmt er mir aber noch von seinem Moskwitsch bzw. wie er ihn nennt „Russischen Opel“ vor. Auf Grund der derzeitigen Trockenheit sind alle Wasserlöcher problemlos zu durchfahren. Sogar auf die Untersetzung konnte ich komplett verzichten. Ich vermute mal, dass die Piste aber im Frühjahr bzw. nach längerem Regen wesentlich schwieriger sein wird. Insgesamt benötige ich für die etwa 120 km um die 6 Std.. Als ich mein Nachtlager im Kiefernwald direkt am Ufer des Kem unweit von Borovoj erreiche bin ich dann doch ziemlich kaputt. Aber eine schöne Tour war es!

Trotzdem mache ich noch einen Spaziergang am Fluß entlang und gelange zu einer Bahnbrücke von der man einen schönen Blick in die Umgebung hat. Bei Versuch die Natur zu fotografieren „drängten“ sich unbedingt 2 russische Mädels vor die Linse. Und da ich nun den Fluss und die beiden Mädels nun schon mal im Kasten habe will ich Euch die Bilder nicht vorenthalten.

Am nördlichen Ortseingang von Borovoj entdeckte ich am nächsten Morgen einen Brunnen. Hier füllte ich erst mal Wasser auf. Auch eine Tankstelle hatte der kleine Ort zu bieten. Ich hatte zwar einen 2. Dieselfilter als Ersatz dabei, aber ich verzichtete trotzdem hier nachzutanken. Gerade an kleinen Tankstellen ist die Kraftstoffqualität nicht immer optimal. 

Ich folgte der Straße nach Kostomuksa ca. 20 km und bog dann in nördlicher Richtung nach Luusalmi ab. Nach weiteren 10 km kam ich an eine Brücke die nur bis zu 3 t benutzt werden darf. Das passte mit meinem Honker gerade so. Leer wiegt das Fahrzeug 2,5 t und hat ein Maximalgewicht von 3,2 t. Nach knapp 80 km auf dieser sandigen Nebenstraße erreichte ich das Dorf am Ufer des Oz. Srednee Kujto. Hier gab es 3 Magazine, etliche Häuser und sogar einen Strand am glasklaren Wasser des Sees. (GPS Koordinaten Luusalmi: N 65°03.387‘ E 31°34.321‘) Als nächstes wollte ich das westlich gelegene Dorf Alozero erreichen. Leider ließ der vielversprechende Weg stark nach und endete in einem zugewucherten Pfad den ich allein nicht weiter fahren wollte. Mit 2 Geländewagen sicherlich eine verlockende Herausforderung. Also kehrte ich wieder um und nahm die normale Nebenstraße von Luusalmi nach Kostomuksa. Auf halber Strecke beendete ich die heutige Tagestour mal wieder an einem toll gelegenen See.

Haikola
Bushaltestelle
Fähre
Fähre
Panozero (neu)
Panozero (alt)
Panozero (alt)
Panozero (alt)
Offroad
Offroad
Offroad
Offroad
Kem Borovoj
Kem Borovoj
"Fotomodells"
Luusalmi
Offroad
Offroad

Rund um Kostomuksa

... oder wie das "Unglück" begann.

Leider hatte ich mir gestern Abend mit irgendetwas den Magen verdorben. Die ganze Nacht musste ich mir das Essen durch den Kopf gehen lassen und bleibe den ganzen folgenden Tag liegen und döse vor mich hin. Erstaunlicherweise fühle ich mich am darauf folgenden Tag wieder relativ fit. Und so kann es auch schon wieder weiter gehen.

Als nächstes Ziel erreiche ich Kostomuksa. Hier versuche ich in einer Bank Rubel mit der Visa Card abzuheben. Aber das Kreditkartenterminal in der Bank ist außer Betrieb. Zum Glück entdecke ich in der Stadt einen Geldautomaten. Hier gelingt das Geldabheben problemlos. Im Supermarkt kaufe ich noch 2 x 6l Trinkwasser und an der Tankstelle wird Diesel nachgetankt.Von Kostomuksa fahre ich knapp 100 km ostwärts. In Ledmozero (Ледмозеро) komme ich durch Zufall auf die Verbindungsstraße zur A 134. Das erspart mir laut Karte den Umweg über Tikša (Тикша). Aber die Piste ist selbst für russische Verhältnisse ziemlich schlecht. Und so schleiche ich mit 15 km/h von einem Schlagloch zum anderen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich die A 134 auf der es in Richtung finnische Grenze geht. Reboly (Реболы), ein Ort durch den ich komme, sieht komisch aus. Alle neuen bzw. Betonbauten sind leer, verlassen und teilweise eingestürzt. Es gibt aber auch noch einen alten Teil der bewohnt ist. Am Oz. Leksozero ist für heute die Tour zu Ende. Die ersten Ausfälle traten heute auch auf. Am Fahrradträger ist eine Schraube abgebrochen. War ja nur eine Frage der Zeit bei den Straßen. Leider habe ich aber genau diese Länge nicht dabei und so reist das Fahrrad erst mal im Auto weiter mit. Des Weiteren ist ein neugekaufter Kanister kaputt gegangen und ganze 6l köstliches russisches Mineralwasser haben sich im hinteren Teil des Wagens ausgebreitet. Eigentlich nicht allzu schlimm, standen bis vor kurzem dort ja nur Kisten. Aber seit ein paar Tagen steht dort meine volle Reisetasche. Ich hatte es einfach Leid, dass sie ständig runterrutschte. Und so verteile ich kunstvoll die ganzen Sachen im Wagen zum Trocknen. Irgendwie scheinen das gerade nicht meine Tage zu sein, aber vielleicht wird es nun auch wieder besser.

Robely
Robely
Robely
bei Robely
"das war schon!"
bei Robely

Finnland ich komme!

Am nächsten Tag nahm die Übelkeit wieder zu. Also noch einen Tag pausiert. Der folgende Tag war da auch schon angenehmer. Wenn immer noch nicht ideal. Mittlerweile hatte ich auch eine Entscheidung über den weiteren Verlauf der Reise getroffen. Ich werde nun in Richtung Finnland fahren. Falls es doch was ernsteres sein sollte, habe ich da wenigstens die Möglichkeit mir in der Apotheke was zu holen bzw. kann zum Arzt gehen. OK das letztere könnte ich in Russland auch, aber würde ich das wollen?

Also den Wagen „gesattelt“ und immer entlang der finnischen Grenze geholpert. In Lendery (Лендеры) traf ich auf einen alten Wolga samt Besitzer. Wir bewunderten gegenseitig unsere Wagen. Leider fand ich im Ort nicht die in meiner Karte eingezeichnete Tankstelle. Also musste der nächste Tankstopp noch etwas auf sich warten lassen.
In Sukkozero (Суккозеро) konnte ich endlich den Tank wieder füllen. Auch wenn die Tankstelle etwas seltsam aussah, der Wagen lief danach problemlos weiter.

Ab Porosozero folgte ich der A 132 bis nach Suojärvi. Da es mittlerweile schon völlig dunkel war und ich mir mal wieder was gönnen wollte, suchte ich mir für die heutige Nacht ein Hotel. Durch Zufall wurde ich auf das Hotel Tamara aufmerksam. Es handelt sich dabei mehr um eine Pension mit 3 Zimmern. Tamara, so hieß die Besitzerin, spricht neben russisch auch finnisch und ist mehr als nett. Auch wenn ich hier zum aller ersten Mal für die Registrierung zusätzlich bezahlen musste (50 RUB ca. 1,10 €) kann ich diese Pension nur empfehlen Das gesamte Haus macht einen sehr finnischen Eindruck. Frühstück gibt es bei Tamara in der Küche und man kann am Vorabend sogar seine Wünsche äußern. Hier für alle Interessierten die GPS Koordinaten N 62°04.493‘ E 32°21.088‘ – es ist aber im Ort auch durch große Hinweisschilder ausgeschildert. Alles in allem eine sehr angenehme Übernachtung für knapp 50 €.

Satelliten-Telefon
bei Lendery
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"und sie hält"
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Tumba
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Tankstelle
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Ozero Janisjarvi

Heute nun war der letzte Tag in Russland. Aber es sollte auch einer der schönsten werden.Von Suojärvi folgte ich der A 131 in Richtung Ladogasee. Nach ca. 60 km verließ ich diese Straße in westlicher Richtung und erreichte als nächste Ortschaft Roikonkoski (Райконкоски). Ab dort ging es immer weiter, erst östlich dann nördlich um den Oz. Janisjärvi. Von der Piste führten immer wieder kleine Offroadwege zum Ufer des Sees. Insgesamt war die Piste verhältnismäßig gut. Sie führte durch Wälder, über Bäche und durch Wiesen. Für mich eine der schönsten Strecken auf meiner diesjährigen Reise durch Karelien.
Am Nord-Westlichen Ende des Janisjärvi gab es einige Ferienzentren. Zudem tauchten immer wieder traumhaft schöne Sandstrände auf. Kurz danach erreichte ich Värtsila (Вяртсиля). Hier tauschte ich an der Tankstelle meine letzten Rubel in Diesel um und machte mich auf den Weg zur Grenze. Bei der Abfertigung gab es wieder erhebliche Schwierigkeiten mit meinem Wagen. Die Zöllnerin fand meinen Wagen nicht in ihrer PC Datenbank. Zu dem verstand sie nicht warum auf dem Wagen Honker stand, diese Bezeichnung aber nirgends in den Papieren auftauchte. Nachdem sie ziemlich zornig mehrfach die Papiere zur Seite geworfen hatte, schaffte sie es dann doch irgendwie unter Zur-Hilfe-Nahme 2 weiterer Zollbeamten meinen Wagen im PC zu erfassen. Inzwischen wurde mein Wagen mehrfach vom Drogenhund untersucht. Nach dieser Prozedur durchsuchten noch 3 Zollbeamten den gesamten Wagen. Zum Glück musste ich nicht den gesamten Inhalt auspacken. Auf finnischer Seite war der Zoll genauso gründlich und nur mit Glück, auch weil es ein deutscher Wagen war, musste ich nicht auspacken. Nicht das ich was zu verbergen hatte, aber den gesamten Wageninhalt auszuladen, dazu hatte ich nicht wirklich Lust. Insgesamt dauerte die Abfertigung nochmals deutlich länger als bei der Einreise. Dies lag zum einen an den Schwierigkeiten mit meinem Wagen (beim nächsten Mal schreibe ich einfach die bescheidenen Einträge der Zulassung ab) zum anderen aber auch an der Gründlichkeit der Zollbeamten.
Von der Grenze ging es über Kittee, Imatra und Lappeenranta nach Helsinki. Von dort über die Autobahn in Richtung Turku bevor ich am späten Abend in der Nähe von Salo im Ferienhaus ankam. Ich genoss es richtig mal wieder einwandfreien Asphalt unter den Rädern zu spüren.

erst die Arbeit...
... dann die Aussicht
Janisjärvi
Dreamteam
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Offroad
Offroad
Offroad

Zusammenfassung

Es war eine tolle Tour durch eine traumhaft und teils unberührt wirkende Landschaft. Alle Leuten denen ich in Russland begegnet bin, waren freundlich, von Herzen gut und unglaublich gastfreundlich.

Insgesamt sind mir bei meiner jetzigen Tour wesentlich mehr jüngere Menschen begegnet als noch in 2008. Auch habe ich keine Betrunkenen in den Dörfern gesehen. Diesel kam zwischen 0,63 €/l und 0,68 €/l. 76 bzw. 80 Oktan war etwas günstiger, 92 Oktan etwas teurer. Mehr Oktan war zumindest in den Dörfern nicht zu finden.

Russland gefährlich. Ich musste es noch nicht erfahren. Ich persönlich glaube, Russland ist wesentlich ungefährlicher als z. Bsp. Deutschland. Sicherlich ist es in St. Petersburg oder Moskau nicht ungefährlicher als in anderen europäischen Metropolen aber auf dem Land habe ich mich bisher immer sehr sicher gefühlt. Sicherlich sollte man auch dort eine gesund Vorsicht walten lassen aber man sollte es auch nicht übertreiben und den Leuten unvoreingenommen begegnen.

Wer Russland von seiner schönen Seite erleben möchte, sollte sich zeit nehmen! Mein 1. Tagesziel habe ich erst am 3. Tag erreicht. Es gab auf dem Weg dorthin einfach zu viele schöne Ecken. Ich würde mir persönlich für Russland nie einen engen Zeitplan stecken, man würde zu viel verpassen. Dann leiber nur ein nahes Ziel wählen.